Wer ist Walter Saxer?

Walter Saxer - Produzent Klaus Kinski Werner Herzog Filme Interview mit Alexander GottwaldWalter Saxer produzierte fünf Filme mit Klaus Kinski in der Hauptrolle. Das waren Aguirre – der Zorn Gottes, Fitzcarraldo, Nosferatu, Woyzeck, sowie Cobra Verde. An allen diesen Filmen war Werner Herzog als Regisseur beteiligt, der sich ja später in seiner Retrospektive „Mein liebster Feind“ als großer Kinski-Bändiger ausgibt. Walter Saxer erzählt darüber und über einige andere Dinge im Zusammenhang mit Werner Herzog und Klaus Kinski, wie es sich wirklich zugetragen hat!

Interview über Klaus Kinski und Werner Herzog

Wir haben das Interview spontan und ohne weitere Vorbereitung durchgeführt. Daher bitte ich die Qualitätsmängel der Aufzeichnung zu entschuldigen, denke aber dass der Inhalt es durchaus wert ist, angeschaut zu werden …

„Kinski hat den Herzog gemacht! Nicht umgekehrt!“

Das ist die Kernaussage der Analyse, die Walter Saxer in diesem Interview abgegeben hat. Werner Herzog behauptet ja gern, er habe Werner Herzog gedemütigt von Klaus KinskiKlaus Kinski gezähmt, er habe Kinski zum Star gemacht, während Walter im Interview und auch in langen persönlichen Vorgesprächen mehrfach betont hat, dass Kinski sich tatsächlich von Herzog in keiner Weise hat reinreden lassen, dass er ihm immer wieder den Mund verboten hat und dass Herzog keine andere Wahl hatte, als die Filme entweder so zu drehen, wie Kinski das wollte, oder er hätte keinen Film gehabt! Insofern ist der „Regie“-Preis, den Werner Herzog für Fitzcarraldo – mit Klaus Kinski in der Hauptrolle – gewonnen hatte, vielleicht durchaus neu zu bewerten.

Werner Herzog und sein Verhältnis zu Dialta Lensi Orlando Cardini

Werner Herzogs Exfreundin Dialta Lensi Orlandi Cardini - Model aus FlorenzDieses Verhältnis von Werner Herzog zu Dialta Lensi Orlando Cardini, einem Model aus Florenz, bewertet Walter Saxer im Interview zum einen als sehr schädlich für die Dreharbeiten von Fitzcarraldo, da aufgrund der permanenten Streitereien und Prügeleien – Walter berichtete auch davon, Herzog habe die Frau an den Haaren hinter sich her auf die Straße gezerrt – Herzog kaum in der Lage gewesen sei, sich auf die Arbeit an Fitzcarraldo zu konzentrieren, zum anderen sieht er dieses Verhältnis auch als symptomatisch für den Umgang von Werner Herzog mit der Wahrheit an. Herzog hat viele Jahre später Tagebuchaufzeichnungen von den Dreharbeiten veröffentlicht, in denen der Name Dialta Lensi Orlando Cardini nicht ein eniziges mal erwähnt wird. Die so entstandenen Lücken in der Biografie seien dann mit von Herzog frei erfundenen Begebenheiten gefüllt worden, so Walter Saxer.

Warum lügt Herzog über sein Verhältnis zu Kinski?

Ich würde sagen, dass es dafür nur eine einzige naheliegende Erklärung gibt: Das Verhältnis von Herzog zu Kinski war zu sehr eine einseitige und für Werner Herzog immer und immer wieder demütigende Erfahrung, dass er, um sein Ego als Künstler und Regisseur zu bewahren, diesen Mythos von Klaus Kinski, seinem angeblich „liebsten Feind“ geradezu erschaffen musste. Wenn wir hier sehen, wie Klaus Kinski Herzog allein in dieser einen Szene, die als „milder Wutanfall“ bezeichnet wird, behandelt hat, kann man sich vielleicht vorstellen, wie es im Inneren von Werner Herzog gebrodelt haben mag, angesichts dieser und vieler weiterer öffentlicher Demütigungen, die Klaus Kinski ihm im Laufe ihrer langjährigen Zusammenarbeit zugefügt hatte:

Wie war das denn nun mit dem Gewehr bei Aguirre? Wer hatte es? Kinski oder Herzog?

Herzog selbst behauptet das hier in seinem Film „Mein bester Feind“

Statt dessen sagt Klaus Kinski, er habe als einziger am Drehort überhaupt ein Gewehr gehabt, was auch in diesem Blog hier bestätigt wird. Außerdem sagt Walter Saxer im Interview mit mir, dass er selbst bei den Dreharbeiten dabei war und bestätigt, dass Klaus Kinski der Einzige am Drehort gewesen sei, der vertraglich zugesichert ein Gewehr in seinem Zelt gehabt habe! Herzog hatte laut Aussage von Walter Saxer zu keinem Zeitpunkt während der Dreharbeiten eine Waffe und sich die Geschichte von den 9 Kugeln nur ausgedacht, um in seiner narzisstisch gefärbten „Doku“ besser auszusehen.

Was ist die Casa Fitzcarraldo heute?

Als Walter Saxer vor einigen Jahren nach Peru flog, um das Haus zu verkaufen, das sie damals für die Produktion von Fitzcarraldo als Produktionsbasis erworben hatten, stellte er zwei Dinge fest: Zum einen war es nicht so leicht, das Haus zu verkaufen, zum anderen erschien ihm ein Leben in Peru im Vergleich zum zuvor geführten Leben in der Schweiz auf einmal wesentlich ruhiger und klimatisch sowie atmosphärisch angenehmer, so dass er sich entschlossen hatte, das Haus nicht nur zu behalten, sondern es gar zu einem Gästehaus auszubauen! Die Idee der Casa Fitzcarraldo war geboren! Ein Ort an dem Kunst und Lebenskunst zu einer Einheit verschmelzen!

Hier in diesem Video (auf spanisch) siehst Du noch ein paar Details der Lage von Iquitos, sowie von der Casa Fitzcarrald und Walter spricht hier auch über die Rolle, die Mick Jagger in Fitzcarraldo eigentlich hatte haben sollen.

In diesem kleinen aber feinen Hotel in Iquitos, das sich inzwischen zu einer Art Geheimtipp für Regenwald-Touristen in Peru entwickelt hat, habe ich mit meiner damaligen Lebensgefährtin und meinem Sohn letztes Jahr eine Nacht verbracht – übrigens genau in dem Bungalow, in dem Werner Herzog mit oben erwähnter Dialta Lensi Orlando Cardini jene lebhaften 1 1/2 Jahre verbracht hatte! Nein, ich denke nicht, dass wir deshalb inzwischen getrennt sind, aber ein lustiges Detail am Rande ist es dennoch. Übrigens gibt es kein besseres ruhigeres und geräumigeres Zimmer in der Casa Fitzcarraldo, um dort zu nächtigen! Ich würde den Bungalow jederzeit wieder buchen!

Wenn Du Walter Saxer selbst kennen lernen und eine gute Zeit in Iquitos verbringen willst, vielleicht auch in Verbindung mit einem Trip in den Regenwald, um mit einem Schamanen Ayahuasca zu trinken, schau Dir einfach die Website der Casa Fitzcarraldo an und nimm Kontakt mit Walter und seinem freundlichen Team auf!

Alles (IST) Liebe,

Alexander Gottwald

P.S. Dass Walter Saxer im Umgang mit Klaus Kinski, wie er es oben im Interview ja auch angedeutet hatte, früher auch anders konnte, zeigt dieses kleine Video von Dreharbeiten mit Kinski:

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