Das Haiku in meinem Leben…

Vor vielen Jahren schlich sich das Haiku in mein Leben. Seitdem hat es mich nicht wieder losgelassen. Lange führten wir eine weitgehend geheime Beziehung. Seit einiger Zeit wird diese Beziehung gelegentlich auch öffentlicherEigene Fotos, die mich zu einem Haiku inspirieren, scheinen hier das zu sein, was im Moment immer wieder entsteht. Gestern Nacht dieses hier:

Gipfel im Nebel Haiku Alexander GottwaldGipfel im Nebel,
Wege ins Verborgene,
ins Herz des Lebens…

Die Natur ist traditionell die Basis für jedes Haiku…

Natürlich steht es uns aus meiner Sicht frei, mit der Form des Haiku zu spielen, wie wir wollen. Da das Haiku aus Japan stammt und nicht aus dem europäischen Kulturkreis, sollten wir meiner Meinung nach nicht in die Falle des literarisch-lyrischen Purismus tappen und meinen, wir könnten aus welchen formalen Gründen auch immer beurteilen, welches Haiku nun gut sei oder welches Gedicht sich überhaupt gar Haiku nennen dürfe und welches nicht. Für mich ist ein Gedicht – ganz gleich welchem formalen Rahmen es entspricht oder auch nicht – dann für mich persönlich gut, wenn es mich berührt. Wenn es mich nicht berührt, heißt es aber noch lange nicht, dass es kein gutes Gedicht wäre. Eben nur kein Gedicht für mich. Zumindest nicht in diesem Moment…

Traditionell wird Naturbeobachtung als Grundlage eines Haikus gesehen. Daher habe ich mich in dieser Serie, in der sich Bilder aus meiner Umgebung mit Haikus verbinden, auch weitgehend auf dieses Feld beschränkt. Wobei die uns umgebende Natur eben mal größer, mal kleiner, mal mehr oder auch weniger vom Menschen beeinflusst und geformt sein kann… Ein Haiku, das neulich in meinem Garten entstanden ist:

Der Blüte Sehnsucht Haiku Alexander GottwaldDer Blüte Sehnsucht
entfaltet sich unverzagt
in Vergänglichkeit…

Die Anden – eine grandios inspirierende Kulisse für ein Haiku

Die Anden – in denen ich auf knapp 3.000 Metern Höhe hier in Bolivien lebe – offenbaren immer wieder wunderbare Facetten, die mich die Kamera zücken lassen und mich außerdem dazu anregen, auch das eine oder andere Haiku schon bei ihrer Betrachtung entstehen zu lassen… diese beiden hier entstanden kurz nach der Sonnenfinsternis zum Neumond im Oktober 2014:

Himmel und Erde Haiku Alexander Gottwald

 

Himmel und Erde
vergehen im Weltenbrand,
doch die Liebe bleibt…

 

Anden brennen Haiku Alexander GottwaldDie Anden brennen,
doch im Herzen der Dinge
bleibt es immer still…

Auch der Mond kann mit seinem Licht zu einem Haiku inspirieren

Beim letzten Vollmond ergab sich dieses Bild, zu dem das Haiku sich auch wieder ganz von selbst geschrieben hatte. Es war nicht das erste Haiku, das im Zusammenhang mit dem Mond entstanden war…

Zeitalter Mond Haiku Alexander GottwaldZeitalter kommen
und vergehen auch wieder,
wie der Mond uns lehrt…

Auch das Leben in der Stadt kann bei  entsprechendem Licht zu einem Haiku anregen…

Kurz nach Sonnenuntergang ist das Licht über Sucre manchmal sehr speziell… an diesem Abend, als das Foto entstanden ist, war zudem auch immer wieder Wetterleuchten zu sehen. Da aber das wie Rom auf sieben Hügeln erbaute Sucre bei Tageslicht betrachtet doch vieles hat, was man diskussionswürdig finden kann, gerannen die Gedanken darüber dann zu diesem Haiku, das es sozusagen durch die Blume sagt…

Sucre weiße Stadt Haiku Alexander GottwaldSucre, weiße Stadt,
auf sieben Hügeln erbaut.
Elektrischer Glanz…

Und natürlich können auch persönliche Gefühle in ein Haiku einfließen…

Ein schöner Aspekt der Sehnsucht ist ja auch, dass sie sich in allem was uns umgibt, spiegelt. So für mich in dem Moment auch in dieser Rose und dem dazu entstandenen Haiku in Gedanken an eine ganz bestimmte Frau…

Die Rosenblüte Haiku Alexander GottwaldDie Rosenblüte
zeigt zärtliches Verlangen.
Mehr Knospen warten…

Vieles kann uns zu einem Haiku anregen: Hier war es z.B. eine spezielle astrologische Konstellation…

Wenn Dir die Bilder und Haikus gefallen, freue ich mich, wenn Du sie auch teilst und so vielleicht noch mehr Menschen ermöglichst, von ihnen berührt zu werden. Ich freue mich auch über Rückmeldungen von Dir als Kommentar hier unter diesem Artikel. Herzlichen Dank!

Alles (IST) Liebe,

Alexander Gottwald

Wie kam es zu diesem gemeinsamen Projekt mit Eugen Simon?

Das begann eigentlich ganz harmlos mit dem Interview, das ich im Mai für meinen Blog mit Eugen  geführt hatte. Darin unterhielten wir uns kurz vor Schluss darüber, dass wir ja vielleicht mal irgendwann in Bolivien was für sein Projekt 300 auf die Beine stellen könnten. Na ja, mit „vielleicht“ und „irgendwann“ haben es wohl weder Eugen noch ich so richtig und haben deshalb einfach direkt losgelegt …

Durch einen Tipp von Philly, deren Projekt INTI – eine Zeitschrift für arbeitende Kinder – wir hier in Sucre ja bereits seit 2011 unterstützen (klick hier, um Philly und ihr Projekt mit ein paar Euro per Paypal zu unterstützen!) und über das ich bereits 2011 hier berichtet hatte, bin ich auf ein Wohnheim für misshandelte Mädchen hier in Sucre aufmerksam geworden, in dem Eugen Simon, seine wunderbare Frau Barbara und ich gemeinsam in nur etwa 3  Monaten von Mitte Juni bis Mitte September 2012 dieses Ausbildungsprojekt für die Mädchen hier auf die Beine gestellt haben:

Video: Ausbildungsprojekt für misshandelte Mädchen in Bolivien von Eugen Simon und Alexander Gottwald

Hier im Video zeige ich in unter 10 Minuten, was da in den 3 (oder eben ab dem ersten Aussprechen der Idee 4) Monaten hier in Sucre für die Mädchen entstanden ist:

httpv://www.youtube.com/watch?v=vw1qXGEsHoM

Wenn Dich das Video anspricht, gib ihm bitte einen „Daumen hoch“ und teile es mit Deinen Freuden in den sozialen Netzwerken! Herzlichen Dank!

Warum tun Eugen Simon und ich etwas für Kinder und Jugendliche?

Eugen zitiert ja gern seine Tochter, die gesagt haben soll: „Seid nett zu uns, denn wir suchen später das Altersheim für euch aus.“ Ich erlebe das so, dass in einer Welt, die immer mehr zu verblöden scheint, in der die öffentlichen Schulen immer mehr zu reinen Verbildungs- statt zu Bildungseinrichtungen werden, dass es genau dann darauf ankommt, dass Menschen, die in sich diesen Ruf spüren, diese Berufung, andere Menschen dabei zu unterstützen aufzuwachen, dass genau diese Menschen sich auch denen zuwenden, die unsere Unterstützung dringend brauchen!

Was ist meine Motivation gewesen, Eugen Simon dieses Ausbildungsprojekt im Mädchenheim vorzuschlagen?

Ich habe dieses Heim besucht und empfand die Lage als sehr bedrückend: Die Mädchen – die meisten von ihnen zuvor in ihren Familien misshandelt, viele auch sexuell missbraucht – können aus Sicherheitsgründen das Gelände praktisch nicht verlassen, leben also wie in einem Gefängnis, das sie vor ihren Verwandten schützen soll, das sie aber zugleich auch von vielem abschneidet, das wichtig und unterstützend im Leben eines jungen Menschen sein kann, wie z.B. Anregung und Inspiration, Information und Ausbildung!

Eugen Simon & Alexander Gottwald realisieren Ausbildungsprojekt für misshandelte Mädchen in Bolivien

Eugen Simon & Alexander Gottwald realisieren Ausbildungsprojekt für misshandelte Mädchen in Bolivien

Da eine Berufsausbildung, etwas praktisches tun zu können, für diese Mädchen der Ausgang aus einer nach unten weisenden Spirale und die Eintrittskarte in ein selbstbestimmtes Leben sein kann, finde ich es wunderbar, dass sie nun durch die großzügige Spende von Eugen und Barbara Simon diese Chance geboten bekommen!

Wie wird das Projekt bei den Mädchen aufgenommen?

Die meisten sehen es tatsächlich als Chance und beginnen, sich für den Umgang mit den Nähmaschinen und die Anleitung durch Susana, die Ausbilderin zu interessieren. Selbst Mädchen, die bislang eher durch Desinteresse aufgefallen waren, entwickeln Neugier und fangen an, sich mit den Möglichkeiten, die diese großzügige Spende von Eugen Simon mit sich bringt, positiv auseinander zu setzen.

Gibt es einen Imperativ, für erfolgreiche Menschen, anderen zu helfen?

Ich weiß es nicht, erlebe es aber so, dass ich gern die Energie, die in mir wirkt, mit anderen Menschen teile! Ich erlebe so viel Tatendrang in mir, so viel Elan, dass es mir Freude macht, diesen Elan auch mit anderen Menschen zu teilen! Und Eugen macht das ja nun sogar beruflich, seit er sein Buch Gedankendoping geschrieben hat, das Du hier kostenlos runterladen kannst, wenn Du möchtest und er seine Sprungbrettseminare durchführt, die auch 2013 wieder in Deutschland stattfinden werden! (Ja, Du bekommst ein Geschenk von mir, wenn Du Dich über diesen Link bei ihm anmeldest!) … Im Interview im Mai sagte Eugen, er wolle eben auch gern etwas abgeben, er könne nur ein Auto fahren, sich nur einmal am Tag satt essen … ich persönlich erlebe es einfach als Freude, die Essenz des eigenen Erfolges mit anderen Menschen zu teilen!

Was ist die Essenz des Erfolges für mich und Eugen Simon?

Eugen spricht da gern vom T.U.N., das er als Abkürzung für „Tag und Nacht“ sieht, während mich seit Jahrzehnten der alte Erich Kästner begleitet, der sagte: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“… Und während ich diesen Blogpost geschrieben habe, kam mir ein Song in den Sinn, der mich Ende der 80er Jahre begleitet hat, als ich das Abi vergeigt hatte und in Delmenhorst begann, für eine Weile in Fabriken zu arbeiten… Mick Jagger sagt es hier ja in ähnlicher Form auch gleich zu Beginn des Songs:

„No sittin‘ down on your butt
The world don’t owe you!“

auf deutsch: „Sitz nicht auf deinem Arsch rum,
die Welt schuldet dir nichts!“

httpv://www.youtube.com/watch?v=WlXnJgJJzck

Du möchtest aktiv mithelfen, hast Zeit und kannst spanisch?

Wenn Dich das Video und der Blogpost angeregt haben, selbst etwas tun zu wollen und Du möglicher Weise drüber nachdenkst, ob Du nicht mal ein paar Monate aus Europa weg gehen und Dir in Bolivien neue Anregungen und Perspektiven für Dein Leben holen willst, meld Dich gern bei mir. Es gibt hier viele Möglichkeiten, Dich in Projekte einzubringen (wir haben hier viele weitere Ideen und Kontakte) oder auch Dein eigenes zu realisieren. Wenn Du in der Lage bist, 500 Euro im Monat für Deinen Lebensunterhalt aufzubringen, kannst Du hier übrigens sehr gut leben. Ein bolivianischer Student lebt hier in der Regel von 10 – 20% dessen, während die Heimleiterin und die Ärztin im oben genannten Mädchenheim  für bolivianische Verhältnisse sehr gut bezahlt sind  und dennoch deutlich weniger als die o.g. 500 Euro pro Monat verdienen…

Ich freue mich auch, wenn Du den Blogpost einfach weiter empfiehlst und dazu auch die Knöpfe für die sozialen Netzwerke benutzt, die wir zu diesem Zweck hier mit eingebaut haben! Auch über Kommentare freue ich mich. Lass mich wissen, was Du zu diesem Thema fühlst, empfindest und denkst! Danke!

Alles (IST) Liebe,

Alexander Gottwald